Point Zero Forum
Changpeng Zhao war der Rockstar am Krypto-Forum beim Zürcher Flughafen. Der Milliardär sieht das Licht am Ende des Tunnels. Andere Konferenzteilnehmer erinnerte die Krise an das Jahr 1928.
23. Juni 2022 • Beat Schmid

Am zweitägigen Point Zero Forum, das der Bund zusammen mit der Regierung von Singapur organisierte, waren die massiven Erschütterungen in der Welt der Kryptowährungen das grosse Thema. Als Stargast kam Changpeng Zhao nach Zürich, milliardenschwerer Gründer von Binance, der grössten Handelsplattform für digitale Assets der Welt. Als er auf die Bühne trat, zückten viele der über 1000 geladenen Gäste ihre Smartphones und schossen einen Schnappschuss des 17-fachen Milliardärs.

Es sei normal, dass es Schwankungen in den Märkten gebe, sagte er. Wenn die Kurse immer nur nach oben gehen würden, wäre ja jeder dabei. Die aktuelle Krise unterscheide sich aber stark von früheren. Er sprach die Liquiditätsprobleme und den grossen Leverage im System an. Doch die Ausbrüche nach unten würden immer kleiner. Das sei ein gutes Zeichen, dass die Krise nicht noch weiter um sich greife. “Das Schlimmste haben wir hinter uns”, sagte Zhao.

Erinnerungen an 1928 und 2001

Die Krypto-Projekte, die jetzt überleben, würden gestärkt aus der Krise hervorgehen und in Zukunft noch “heller leuchten”, glaubt Zhao. Doch bis sich das System vollständig erholt habe, könne es noch zwei Jahren dauern. Die grossen Akteure im Markt müssen “Verantwortung übernehmen und den kleinen Projekten helfen”. Dass der Kryptomarkt zu wenig reguliert sei, sei nicht die Ursache des Problems. Regulierungen würden zwar helfen, aber das Scheitern sei ein Teil des Systems. Wichtiger erachtet er das fehlende Wissen über die Welt der Kryptos.

Der Chef der Schweizer Finanzmarktaufsicht (Finma) forderte Massnahmen zum Schutz der Verbraucher vor Missbrauch im Handel mit Kryptowährungen. Urban Angehrn sagte auf einem Podium: "Mir scheint, dass ein Grossteil des Handels mit digitalen Vermögenswerten dem US-Aktienmarkt im Jahr 1928 ähnelt, wo alle Arten von Missbrauch, Pump and Dump, heute tatsächlich häufig vorkommen." Der Crash an der New Yorker Börse im Oktober 1929 löste die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre aus.

"Es kann noch viel mehr getan werden", sagte Angehrn. "Wir sollten auch über das Potenzial der Technologie nachdenken, um den Umgang mit den grossen Datenmengen zu erleichtern und die Verbraucher vor dem Handel auf missbräuchlichen Märkten zu schützen."

Sir Jon Cunliffe, stellvertretender Gouverneur der Bank of England, sagte, dass ihn die aktuelle Krise an das Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2001 erinnere. Auch damals gingen viele Unternehmen pleite. “Doch die Technologie blieb, später bauten andere Unternehmen darauf erfolgreiche Geschäftsmodelle auf”, sagte er.

Jordan: “Niemand würde sich den Lohn in Bitcoins auszahlen lassen”

Thomas Jordan, der Präsident der Schweizerischen Nationalbank, erinnerte an den Wert des Zentralbankgeldes. “Niemand in der Schweiz würde sich den Lohn in Bitcoins auszahlen lassen”, sagte er. Wenn es in der Schweiz einen Krypto-Franken geben wird, dann sollte keine Konfusion über dessen Wert bestehen.

Als Regulator und Hüter des Schweizer Frankens sei die Nationalbank offen gegenüber der Technologie. “Wir sollten aber vorsichtig sein und nicht eine Technologie über eine andere stellen.” Er rief in Erinnerung, dass auch das Buchgeld der Geschäftsbanken elektronisches Geld sei. Auch dieses System könne sehr effizient genutzt werden.

Trotz der zum Teil harten Kritik von den Regulatoren herrschte an dem Point Zero Forum eine grundsätzlich positive Stimmung gegenüber der Welt der Kryptos. Branchenvertreter wie Changpeng Zhao oder andere Krypto-Promis wie Dmitry Tokarev von Copper lobten die schier unbegrenzten Möglichkeiten und die grosse Effizienz der neuen Technologien.

Fundamentale Kritik an den neuen Technologien und Anwendungen gab es kaum. Niemandem platze auf einem Podium heraus, dass Krypto-Projekte in erster Linie ein riesiges Schnellballsystem seien. Eine Kritik, die in den letzten Wochen wieder lauter wurde.

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