Thomas Oetterli
Er sollte bei Nokera den ökologischen Wohnungsbau revolutionieren – jetzt hat Thomas Oetterli den FCZ-Sponsor bereits wieder verlassen. Nach nur einem Monat.
8. Juli 2022 • Beat Schmid

Nokera will mit seiner “innovativen Bauweise aus Holz die Antwort auf gesellschaftliche und politische Ziele” sein. Der Wohnungsbau müsse “seinen Beitrag zur Erreichung der notwendigen Klimaziele leisten”. “Wir verändern eine Branche nach fast 100 Jahren Stillstand und führen sie ins Zeitalter der ‘Industrie 4.0’”, heisst es auf der Website des Unternehmens. Bekannt wurde Nokera im Januar als neuer Trikotsponsor des Fussballvereins FCZ.

Für das ambitionierte Projekt holte Mehrheitsaktionär Norbert Ketterer Anfang Juni personelle Verstärkung. Er engagierte den ehemaligen Schindler-Konzernchef Thomas Oetterli als neuen CEO von Nokera, wie Tippinpoint berichtete. Doch nach nur einem Monat ist Oetterli bereits wieder von der Website des Unternehmens verschwunden. Zwei Quellen aus seinem Umfeld bestätigen seinen Abgang. Auf eine E-Mail-Anfrage reagierte Oetterli nicht. Norbert Ketterer war auf seinem Handy gestern nicht zu erreichen und liess eine SMS-Anfrage unbeantwortet.

Oetterlis Eintrag fehlt seit Tagen auf der Nokera-Homepage

Schon letzte Woche tauchten Gerüchte auf, dass Oetterli Nokera bald wieder verlassen könnte. Jetzt scheinen sich die Gerüchte zu bestätigen. Seit mehreren Tagen fehlt sein Eintrag auf der Website. Aktuell sind nur Präsident Ketterer, Verwaltungsrat Sascha Zahnd sowie die Finanz-, Produktions- und Technologie-Chefs aufgeführt.

Oetterli verliess Schindler im Januar Knall auf Fall, nach fast sechs Jahren an der Spitze des Liftkonzerns. Ende April übernahm er Präsidium des Ostschweizer Technologieunternehmens SFS, wo er bereits seit 11 Jahren im Verwaltungsrat sitzt. Sein neuer Job als CEO von Nokera wurde offiziell nie kommuniziert. Auch wurde Oetterli nicht ins Handelsregister eingetragen.

Eine “Schweizer Gigafactory” in Magdeburg

Nokera ist zwar seit Januar neuer Trikotsponsor des FCZ und spätestens seit dem Titelgewinn vielen Fussballfans ein Begriff. Doch was das vor über einem Jahr gegründete Unternehmen genau macht, darüber gibt nur spärliche Informationen.

Auf der Website von Nokera wird ein Auftragsvolumen von mehr als 3 Milliarden Euro angegeben. 22’000 Wohneinheiten sollen bereits in Auftrag gegeben worden sein. Die Firma, deren Hauptsitz sich in Rüschlikon ZH befindet, soll 1795 Beschäftigte an vier hochmodernen Produktionsstandorten in Deutschland zählen. Derzeit sind in Deutschland und Rüschlikon über 40 Stellen ausgeschrieben. Gesucht werden von allem Architekten und Bauingenieurinnen.

In der Nähe von Magdeburg will Ketterer bis Ende 2022 die “weltweit grösste Green-Construction-Factory” bauen, wo Tausende Wohnungen pro Jahr produziert werden sollen. In ostdeutschen Medien wurde in Anlehnung an Elon Musks Megaprojekt bei Berlin bereits vom Bau einer "Schweizer Gigafactory" geschrieben. Doch Ketterer scheint von seinen Zielen weit entfernt zu sein. So jedenfalls beschreiben dies potenzielle Investoren, die mit Ketterer in Ostdeutschland auf Roadshow waren. Von einer modernen Fabrik sei noch nichts zu sehen, sagen sie.

Norbert Ketterer ist eine schillernde Figur in der Immobilienszene. Sein grösster Coup gelang ihm, als er seine Helvetic Financial Services für 620 Millionen Euro in die deutsche Immobiliengruppe Corestate Capital Group einbrachte. Das “Manager Magazin” bezeichnete Ketterer einst als einen der “aggressivsten Immobiliendealer der Republik”.

Ketterer hält 10 Prozent an Implenia und ist auch an Züblin Immobilien beteiligt. Er lebt seit 15 Jahren in der Schweiz. Vor der Corona-Pandemie kaufte er in Zürich das Hotel Ascot. Nachdem er den Pachtzins nicht senken wollte, musste der Betreiber Konkurs anmelden. Inzwischen hat Ketterer das Hotel wieder verkauft.

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