Ammotec
Die CZG aus Prag hat mit einem Berner Windräderspezialist eine Offerte eingereicht.
25. Februar 2022 • red.

Jetzt bestätigt auch die tschechische CZG ihr Interesse an der Thuner Munitionsfabrik Ruag Ammotec. Gegenüber der NZZ sagte CZG-Chef Jan Drahota, die Ruag-Tochter stelle eine ideale Ergänzung dar, weil die Kunden aus dem staatlichen Bereich an ganzen Systemen interessiert seien. Darunter versteht er den Kauf von Waffen, Munition, Elektronik und weiterem Zubehör wie optische Geräten. Anfang Februar nannte Tippinpoint Ceska Zbrojovka Group (CZG) als Interessent.

Die CZG ist an der Prager Börse kotiert, was für eine gewisse Transparenz sorgt. Sie wird mit umgerechnet 725 Millionen Franken bewertet. Erst letztes Jahr übernahm sie den US-Traditionshersteller Colt. Drahota sagt, dass das Unternehmen mit dem Sprung über den Atlantik zu einem globalen Konzern geworden sei.

Drei Schweizer Investoren und ein Divisionär

Um Befürchtungen entgegenzutreten, dass sich das Unternehmen mit dem Ammotec-Kauf übernehmen könnte, spannt Drahota mit einer Gruppe von Schweizer Investoren zusammen. Mit an Bord ist der frühere Gurit-Chef Rudolf Hadorn, sein Sohn Lukas Hadorn sowie Marek Skreta, ein Schweizer Finanzspezialist mit Verbindungen nach Prag.

Die drei sollen über die Helvetika Industriebeteiligungen AG eine “signifikante” Minderheitsbeteiligung an Ammotec nehmen. Hadorn würde in den Verwaltungsrat der Schweizer CZG-Tochter einziehen. Im Gespräch für einen Verwaltungsratssitz sei auch der frühere Divisionär Ulrich Zwygart.

Warum engagiert sich der langjährige CEO des Gurit-Konzerns und erklärte Nachhaltigkeitspezialist für eine Munitionsfabrik? Gegenüber der NZZ begründet er das mit seiner Herkunft. Hadorn ist im Thuner Umfeld in einem Bauernhof aufgewachsen. Der Standort liege ihm am Herzen. Zudem gehe es bei diesem Verkauf nicht allein um kommerzielle Aspekte, sondern auch um die Versorgung der Schweizer Armee mit Munition.

Nach vielen Jahren als Konzernchef wechselte Hadorn letztes Jahr in den Verwaltungsrat von Gurit. Es ist vorgesehen, dass er dieses Jahr das Präsidium übernimmt. Das Unternehmen ist auf Verbundmaterialien spezialisiert und verkauft unter anderem Produktionsanlagen für die Herstellung von Windturbinenblätter.

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