Sustainability
Renat Heuberger, der CEO des Beratungsunternehmens South Pole, kritisiert die zunehmende Zurückhaltung von Unternehmen, die gefassten Klimaschutzmassnahmen zu veröffentlichen. “Green Hushing” verunmögliche einen transparenten Branchenvergleich.
18. Oktober 2022 • Beat Schmid

Eine steigende Zahl von Unternehmen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich, die sich zu Netto-Null-Emissionen bekannt haben, würden zwar dieses Ziel mit einem wissenschaftsbasierten Reduktionsplan untermauern. Doch öffentlich kommunizieren würden dies immer weniger Firmen, stellt das Schweizer Beratungsunternehmen South Pole in einem heute veröffentlichten Report fest. Mittlerweile würde sich ein Drittel gegen eine öffentliche Kommunikation entschieden.

Diese Zurückhaltung soll vor Vorwürfen des Greenwashings schützen, heisst es. Leider führe dies auch dazu, dass sich die gefassten Klimaschutzmassnahmen nicht öffentlich nachverfolgen lassen. Auch ein transparenter Branchenvergleich bleibe aus. Ausserdem beschränkt sogenanntes "Green Hushing" – darunter wird das Verschweigen von Nachhaltigkeitsinitiativen verstanden – gemäss South Pole den Wissenstransfer zwischen Unternehmen und somit eine Mobilisierung für mehr Klimaschutz.

"Medienkritik kann davon abhalten, offener zu sein"

"Wir sehen, dass nachhaltigkeitsbewusste Unternehmen ihre langfristigen Ziele zunehmend mit mittelfristigen, wissenschaftsbasierten Meilensteinen für die Emissionsreduzierung untermauern”, sagt Renat Heuberger, CEO von South Pole. Das sei der richtige Ansatz, “doch die abnehmende Bereitschaft, ihr Engagement zu kommunizieren, beunruhigt uns”. Es brauche mehr denn je Unternehmen, die Fortschritte im Bereich Nachhaltigkeit machen und ihre Branche inspirieren, selbst aktiv zu werden. “Das ist unmöglich, wenn der Fortschritt im Stillen stattfindet", kritisiert Heuberger.

Ehrliche Gespräche über die Herausforderungen auf dem Weg zu Netto-Null seien unerlässlich, da Greenwashing immer wieder vorkomme und die Zahl der Rechtsstreitigkeiten zunehme, hält South Pole fest. “Investigativer Journalismus, der falsche Behauptungen aufdeckt, trägt dazu bei, dass die Ambitionen der Unternehmen in Bezug auf das Klima hoch und aufrichtig bleiben. Gleichzeitig kann die Medienkritik Unternehmen, die sich freiwillig Ziele setzen, davon abhalten, offener zu sein”, heisst es in dem Net Zero Report von South Pole.

Der heute zum dritten Mal veröffentlichte Bericht “Net Zero and Beyond: A Deep-dive on Climate Leaders and What's Driving Them” befragte Nachhaltigkeitsmanagerinnen von 1200 Konzernen mit Netto-Null-Zielen in 12 Ländern. Teil der Untersuchung waren auch 14 Schweizer Grossunternehmen.

South Pole ist eine Schweizer Anbieterin von Klimaschutzlösungen. Das ETH-Spin-off, das 2006 von Myclimate-Leuten gegründet wurde, ist inzwischen in über 30 Ländern aktiv. 2021 übernahm Lightrock, der Impact-Fonds von LGT und des Liechtensteiner Fürstenhauses, 10 Prozent an dem Unternehmen.