Waffen ins Kriegsgebiet
Ein Zürcher Unternehmer lanciert eine Spendenaktion für die Finanzierung eines Kampfpanzers für die ukrainische Armee. Vorbild ist eine erfolgreiche Aktion in Tschechien, bei der über 11'000 Unterstützer mitgemacht haben.
5. Oktober 2022 • Beat Schmid

Das Spendenkonto bei der ZKB ist bereits eingerichtet. Der Vermerk lautet: "Ein Panzer für die Ukraine." Eingerichtet wurde das Konto vom Zürcher Unternehmer Steff Fischer. Seine Idee: Er will eine Sammelaktion für den Kauf eines Kampfpanzers starten, den er den Streitkräften in der Ukraine übergeben will.

“Männer und Frauen sterben für uns in der Ukraine”, sagt Fischer. Diesen Menschen will er alle nur erdenkliche Hilfe zukommen lassen, damit sie sich schützen und verteidigen können, sagt Fischer.

“Mir ist klar, dass viele meiner Freunde sogenannte Pazifisten sind, die nichts mit Waffen zu tun haben wollen”, sagt Fischer, der sich zuletzt für das Zürcher Kulturhaus Kosmos engagierte. Linke seiner Generation würden Waffenlieferungen generell ablehnen. Fischer gehörte vor 40 Jahren zum Kern der Zürcher Bewegung. Später stieg er ins Immobiliengeschäft ein. Die Jugend lehnte damals die Armee generell ab. Fischer selbst stimmte 1989 für die Volksinitiative für eine Schweiz ohne Armee, wie er heute sagt.

Er erhofft sich, mit der Sammelaktion eine Debatte auszulösen. "Was bedeutet Neutralität in der heutigen Zeit? Nur Decken und Kleider ins Kriegsgebiet liefern – oder eben auch einen Panzer?"

Um keine rechtlichen Probleme zu bekommen, soll das Kriegsgerät nicht direkt aus der Schweiz in die Ukraine ausgeführt werden. Wird die Sammelaktion ein Erfolg, soll lediglich das Geld in die Ukraine überweisen werden. Staatliche Stellen sollen dann den Panzer vor Ort beschaffen.

Tschechen machen Putin ein “ordentliches Geschenk”

Inspiriert hat Fischer eine ähnliche Aktion in Tschechien. Dort haben 11’000 Supporter an einer Spendenaktion teilgenommen, um einen Kampfpanzer für die Ukraine zu finanzieren. Innerhalb eines Monats kamen 30 Millionen Kronen (knapp 1,2 Millionen Franken) zusammen. Das reichte, um der Armee einen modernisierten T-72-Kampfpanzer Sowjetzeiten zu schenken.

Die tschechische Verteidigungsministerin Jana Cernochova bedankte sich bei allen Beteiligten. Sie hätten dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zu seinem 70. Geburtstag am 7. Oktober ein "ordentliches Geschenk" gemacht, sagte sie gemäss Agenturberichten. Seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat der tschechische Staat Waffen und Munition im Wert von mehr als 160 Millionen Euro in die Ukraine geliefert.

Lieferungen von Kriegsgerät in die Ukraine ist für die Schweiz ausgeschlossen. Während viele Staaten zum Teil alte Panzer, Munition und Haubitzen ausliefern, bleibt der Schweizer Bundesrat bei seiner Position und verbietet den Export von Kriegsmaterial aus Schweizer Produktion. Er begründet dies mit dem internationalen Neutralitätsrecht und dem nationalen Kriegsmaterialgesetz.

Inzwischen ist in Tschechien eine zweite Sammelaktion angelaufen. Diesmal geht es um die Lieferung von Munition.