Bewegung beim Asset-Manager
Zuletzt lotete die Gesellschaft vor vier Jahren einen Verkauf aus. Die Aktie machte gestern einen Sprung nach oben.
29. Juli 2022 • Beat Schmid

GAM ist offenbar erneut auf der Suche nach einem Käufer. Wie Tippinpoint erfahren hat, soll sich der Asset-Manager beim Verkaufsprozess von der US-Investmentbank J.P. Morgan beraten lassen. Am Donnerstag berichtete Bloomberg, dass der tief gefallene Vermögensverwalter sich nach einem Käufer umschaut. Von der Bank war gestern keine Stellungnahme zu erhalten.

Vor zehn Tagen gab GAM eine Verlustwarnung heraus. Das Unternehmen kündigte fürs erste Halbjahr einen Verlust vor Steuern von 15 Millionen Franken an. Vor einem Jahr betrug der operative Gewinn noch 0,8 Millionen. Die gesamten verwalteten Vermögen beliefen sich per 30. Juni 2022 auf 83.2 Milliarden Franken, verglichen mit knapp 100 Milliarden per Ende 2021. Nächste Woche wird GAM ihre offiziellen Zahlen veröffentlichen.

Der Schweizer Asset-Manager hatte bereits vor vier Jahren Gespräche mit potenziellen Käufern geführt. Diese verliefen jedoch ergebnislos. Später kam es zu Gesprächen mit dem italienischen Versicherer Generali, die ebenfalls ohne Ergebnis abgebrochen wurden. Die Gesellschaft war 2018 in eine akute Krise geraten, nachdem sie den Kadermann Tim Haywood wegen Verstössen gegen interne Vorschriften suspendiert hatte.

GAM und Haywood wurden von der britischen Finanzaufsicht FCA Ende 2021 zu Geldstrafen in der Höhe von 9,1 Millionen Pfund beziehungsweise 230’000 Pfund verknurrt. Das Unternehmen, das den höheren Betrag bezahlen musste, wurde gebüsst, weil es zu wenig unternahm, um Interessenskonflikte zu unterbinden. Konkret ging es um die Annahme von Geschenken und Spesenabrechnungen.

Die Folge des Skandals war, dass viele Kunden aus GAM-Fonds flüchteten, was zu milliardenschweren Asset-Liquidationen führte. Der Aktienkurs von GAM brach massiv ein. Im Mai 2018 kosteten die Titel 16 Franken. Seither verloren sie über 90 Prozent ihres Werts. Nachdem am Donnerstag die Verkaufsgerüchte aufgetaucht waren, stiegen die Titel um 15 Prozent auf 1,09 Franken. GAM hat sich bisher noch nicht zu den Verkaufsgerüchten geäussert.

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