Grosses Datenleck
Wieder ein Reputationsschaden für die zweitgrösste Bank der Schweiz. Mit «Suisse Secrets» zielt eine internationale Datenleak-Recherche erstmals auf eine Grossbank.
20. Februar 2022 • red.

Ein anonymer Whistleblower spielte Konten-Unterlagen von weltweit mehr als 30'000 Kunden der Credit Suisse dem internationalen Journalistennetzwerk Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) zu. Im Rahmen der Recherche, an der 160 Journalisten beteiligt gewesen sein sollen, wurden 18'000 Konten im Gesamtwert von über 100 Milliarden Dollar ausgewertet, wie am Sonntagabend bekannt wurde.

Der Grossbank werden Versäumnisse bei der Entgegennahme der Gelder vorgeworfen. Sie habe Gelder von Hochrisikokunden angenommen, obschon diese zum Teil wegen Betrugs und anderer Delikte verurteilt waren. Die Straftaten seien in einschlägigen Datenbanken wie World-Check, die zur Identifizierung der Kunden genutzt werden, zum Zeitpunkt der Kontoeröffnungen eingetragen gewesen, schreiben die Zeitungen.

Unter den CS-Kunden befinden sich gemäss den Medienberichten korrupte Geschäftsmänner, mutmassliche Kriegsverbrecher, umstrittene Geheimdienstchefs sowie Menschenhändler, Drogendealer und andere Kriminelle.

Bank weist Vorwürfe zurück

In einer am Sonntagabend verschickten Erklärung wies die Bank die Vorwürfe zurück. Die CS habe in den vergangenen drei Wochen eine grosse Zahl von Konten überprüft, 90 Prozent davon seien inzwischen geschlossen oder hätten sich bereits vor den Medienanfragen im Saldierungsprozess befunden. 60 Prozent der fraglichen Konten seien vor 2015 geschlossen worden.

Die Bank schreibt in ihrem Statement von einer «konzertierten Aktion mit der Absicht, den Schweizer Finanzplatz zu schädigen». Sie warf dem Recherche-Netzwerk vor, sich auf ungenaue oder selektive Informationen abzustützen und diese aus dem Zusammenhang gerissen zu haben.

Der anonyme Informant versah die Datenlieferung mit einer persönlichen Botschaft: «Ich denke, dass das Schweizer Bankgeheimnis unmoralisch ist.» Er sagte weiter, dass das Bankgeheimnis lediglich ein Feigenblatt sei, um die «schändliche Rolle der Schweizer Banken als Kollaborateure von Steuerhinterziehern zu verschleiern». Die Daten wurden der «Süddeutschen Zeitung» übergeben, die in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Kundendaten von Schweizer Finanzinstituten beliefert wurde.