UBS-Chefwechsel
Der niederländische CEO der UBS musste gehen, weil Sergio Ermotti der “bessere Pilot für diesen Flug” ist. Trotzdem hat sich für Ralph Hamers der Trip in die Schweiz gelohnt. Er wird mindestens 24 Millionen Franken nach Holland heimnehmen – nach Steuern.
30. März 2023 • Beat Schmid

Wie die Abgangsmodalitäten von UBS-Chef Ralph Hamers aussehen, konnte ein Sprecher der Bank auf Anfrage nicht sagen und verwies auf eine Medienmitteilung, in der allerdings nichts Konkretes dazu zu finden war. Darin heisst es lediglich, dass Hamers bei der UBS “verbleiben und während einer Übergangsphase” an der Seite von Sergio Ermotti als Berater tätig sein werde, um einen erfolgreichen Abschluss der Transaktion und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten.

Die schwammige Formulierung in der Mitteilung deutet darauf hin, dass Hamers möglicherweise noch bis Ende Jahr bezahlt sein wird, allenfalls sogar noch länger. Gemäss Geschäftsbericht unterliegen die Arbeitsverträge mit Mitgliedern der Konzernleitung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten. In dieser Zeit haben sie Anspruch auf ihre Gehälter und die Fortführung der bestehenden Leistungen und können für eine “diskretionäre Leistungsprämie in Betracht gezogen werden”, die auf ihrem Beitrag während ihrer Amtszeit basiert. Vereinfacht gesagt: Sie erhalten weiterhin ihren gewohnten Bonus.

In der Schweiz reich geworden

Für 2022 bezog Hamers eine Gesamtentschädigung von 12,6 Millionen Franken. Er ist damit einer der bestbezahlte Konzernchefs der Schweiz. Im Jahr zuvor waren es 11,5 Millionen. 2020 bekam er 4,2 Millionen Franken. Er übernahm den CEO-Posten von Sergio Ermotti am 1. November 2020.

Er hat bisher also 28,3 Millionen Franken verdient. Es ist davon auszugehen, dass in diesem Jahr mindestens 6 Millionen hinzukommen. Somit kann Hamers in drei Jahren über 34 Millionen Franken verdienen. Nach Steuern, die er im steuergünstigen Kanton Zug entrichtet, kommt er auf ein Paket von netto etwa 24 Millionen Franken. Dafür hätte er bei ING, seinem früheren Arbeitgeber, 17 Jahre arbeiten müssen – nach Steuern womöglich deutlich länger. Bei der niederländischen Bank verdiente er im Schnitt rund 2 Millionen Franken.

Trotzdem ist der Abgang für ihn bitter. “Es tut mir natürlich leid, die UBS zu verlassen, aber die Umstände haben sich in einer Weise verändert, die niemand von uns erwartet hat”, lässt er sich in einer Mitteilung zitieren. Damit spricht er die Übernahme der Credit Suisse und die anstehende komplexe Integration der beiden Grossbanken an. Deutlicher wurde Präsident Colm Kelleher, der an der Medienkonferenz am Mittwoch in Zürich unverblümt sagte, dass Sergio Ermotti der “bessere Pilot für diesen Flug” sei.

Seltsamer Trennungsgrund

Die Worte müssen für Hamers hart gewesen sein. Er wurde an die Spitze der UBS geholt, weil er einer der besten Manager der Welt ist, hiess es vor drei Jahren. Wie ist es dann zu erklären, dass man einem CEO über 12 Millionen zahlt, weil er so gut ist, ihm dann aber einen Merger nicht zutraut?

Ist er also doch nicht so gut? Oder sind es am Ende andere Gründe, die zur Trennung geführt haben? Die abrupte Einwechselung von Sergio Ermotti dürfte jenen Stimmen in der UBS Auftrieb geben, die schon immer glaubten, dass Verwaltungsratspräsident Kelleher nicht allzu viel von Hamers hält.

Eine UBS-Quelle sagt es so: “Ja, Colm wollte ihn raushaben. Nun hat er einen coolen Grund.” In der Medienmitteilung sprach Kelleher hingegen überschwängliches Lob für Hamers aus: “Ralph war ein hervorragender CEO der UBS, der den Konzern trotz eines schwierigen Umfelds zu beispiellosem Erfolg geführt hat.”

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