Libor-Fall
Den beiden ehemaligen UBS-Händlern wurde vorgeworfen, den Libor-Referenzzinssatz zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Jetzt lässt ein US-Gericht eine Klage nach vielen Jahren fallen.
31. Oktober 2022 • red.

Der Skandal um den Londoner Interbank Offered Rate (besser bekannt als Libor) erschütterte die Finanzbranche vor zehn Jahren. Mehrere Banken wurden zu Geldstrafen verurteilt, weil sie den Referenzzinssatz zu ihren Gunsten manipuliert hatten. Mittendrin sassen die Zinshändler der UBS.

Untersuchungen ergaben, dass der Zinssatz nicht auf Grundlage effektiver Transaktionen berechnet wurde, sondern auf Daten, die von den Banken eingereicht wurden. Dies bot den Händlern die Möglichkeit, den Zinssatz nach oben oder unten zu drücken und mit Derivaten Profite aus den Kursbewegungen zu ziehen.

Hayes wurde von britischen und US-amerikanischen Staatsanwälten beschuldigt, einer der Hauptbeteiligten an einer “globalen Verschwörung” zur Manipulation des Libor-Satzes gewesen zu sein. Insgesamt waren mindesten acht Banken an den Manipulationen beteiligt.

Vermögenswerte im Umfang von mehreren hundert Billionen Dollar hingen an dem sogenannten Londoner Interbanken-Angebotszins. Inzwischen wurde der Libor durch andere Sätze abgelöst, in der Schweiz etwa durch den Saron.

Eine Erlösung für Roger Darin

Der Entscheidung des US-Gerichts ging ein Urteil eines Berufungsgerichts in einem anderen Libor-Verfahren voraus, das die Verurteilung von zwei ehemaligen Händlern der Deutschen Bank aufhob. Die Staatsanwaltschaft habe nicht nachweisen können, dass die von den Händlern beeinflussten Angaben falsch, betrügerisch oder irreführend waren. Deshalb sieht das Gericht keine weitere Handhabe, die Klagen gegen Hayes und Darin weiterzuverfolgen.

Der Entscheid dürfte eine grosse Erlösung für Roger Darin sein, der wie Hayes bei der UBS tätig war. Beide wurden 2012 von der amerikanischen Justizbehörde wegen Manipulation des Referenzzinssatzes angeklagt. Mehrere Vorstösse von Darins Anwälten, die Klagen abzuweisen, scheiterten in den vergangenen Jahren.

Der Brite Tom Hayes wurde 2015 in Grossbritannien wegen Verschwörung zur Manipulation des Libor zu 14 Jahren Haft verurteilt. Er wurde im Januar 2021 nach fünfeinhalb Jahren Haft entlassen. Er will das ursprüngliche Urteil anfechten und hat sich an eine britische Kommission gewandt, die mögliche Justizirrtümer untersucht.

Hayes sieht sich als Sündenbock

In einer Erklärung sagte er am Montag, dass sein Fall von einem Berufungsgericht in Grossbritannien neu beurteilt werden müsse. Hayes sieht sich als Sündenbock der Banken und Manager, für die er arbeitete. Er war bis 2009 Derivatehändler bei der UBS in Tokio und soll der Bank mehr als 280 Millionen Dollar an Gewinnen eingebracht haben. Einer seiner damaligen Vorgesetzten war Mark Branson, der später Chef der Finma wurde. Er steht heute an der Spitze der deutschen Bafin.

Im Jahr 2012 einigte sich die UBS mit den Aufsichtsbehörden in den USA, Grossbritannien und der Schweiz in der Libor-Affäre und zahlte eine Busse von 1,4 Milliarden Franken. Die Japan-Einheit der Grossbank bekannte sich schuldig.

Roger Darin ist inzwischen in der Schweizer Crypto-Szene aktiv. Als Advisor Digital Assets berät er unter anderem die InCore Bank. Zudem betätigt er sich als Community Manager im Vorstand der Bitcoin Association Switzerland.