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Der Genfer Milliardär will seine Private-Equity- und Hedge-Fonds-Gesellschaft vermehrt Drittinvestoren öffnen. Dafür ist er auf der Suche nach einer Milliarde Dollar.
26. Oktober 2022 • Beat Schmid

Kedge Capital ist ein Hedge-Fonds- und Private-Equity-Vehikel der schwerreichen Genfer Unternehmerfamilie Bertarelli. Öffentlich zugängliche Informationen gibt es kaum. Auf der Firmenwebsite, auf der potenzielle Investoren angesprochen werden, heisst es kurz und knapp: “Ihnen gefällt vor allem, dass wir als langfristiger Buy-Side-Investor agieren und nicht nur als Vertreiber von Finanzprodukten.”

“Mehrere Milliarden” soll der Hedge-Fonds für “eine kleine Gruppe von Investoren” verwalten, heisst es weiter. Bekannt ist, dass der Hedge-Fonds-Bereich seit vielen Jahren von Francois-Serge Lhabitant geleitet wird, der zuvor bei Union Bancaire Privée tätig war. Lhabitant ist Finanzprofessor am Swiss Finance Institut und an der EDHEC in Frankreich.

Wie Lhabitant auf seiner Website schreibt, leitet er ein 25-köpfiges Team an den Standorte London, Jersey, Genf und Zürich. Über die Performance des Finanzvehikels ist nichts bekannt. Der Private-Equity-Arm wird von Alexander Papadimitriou geleitet, einem ehemaligen Investmentbanker von UBS Warburg in London.

Eine Milliarde, um das Geschäft auszubauen

Jetzt wird bekannt, dass die verschwiegene Investmentgesellschaft nach zusätzlichen Geldern sucht, um das Geschäft weiter auszubauen. Gemäss eines Berichts von Bloomberg geht es um die Summe von einer Milliarde Dollar.

Der Grossteil soll von den Bertarellis zur Verfügung gestellt werden. Den Rest sollen andere reiche Familien und Einzelpersonen mit langfristigen Investitionsperspektiven einschiessen. Ein Vertreter von B-Flexion, der Familienholding von Ernesto Bertarelli und seiner Familie, lehnte gegenüber der Nachrichtenagentur eine Stellungnahme ab.

Den Sitz hat Kedge Capital auf der Kanalinsel Jersey, wo das Unternehmen kurz nach dem Börsengang von Serono im Jahr 2000 gegründet wurde. Damals nahm die Familie mehr als 900 Millionen Dollar ein. Im Jahr 2006 verkaufte Bertarelli eine Mehrheit an Serono für 16,1 Milliarden Franken an Merck. Serono war damals das drittgrösste Biotechnologieunternehmen der Welt.

Zwei neue Vehikel in Irland gegründet

Nach mehr als zwei Jahrzehnten, in denen Kedge fast ausschliesslich das Vermögen der Bertarellis verwaltete, hat sich der Hedge-Fonds im Jahr 2020 für andere sehr vermögende Personen geöffnet. Dieser kleine Kreis von externen Investoren hatte oft eine enge Verbindung zur Gründerfamilie.

Dazu hat Kedge vor zwei Monaten zwei neue Investmentvehikel in Irland gegründet. Gemäss dem lokalen Handelsregister handelt sich dabei um Kedge Capital Principal Opportunities VI und Kedge Capital Private Equity XI.

Die Bertarellis haben ihre Beteiligungen in einer Familienholding B-Flexion gebündelt, Besser bekannt war die Gesellschaft unter dem alten Namen Waypoint. Im Januar wurde der Name in geändert. Der Zweck ist der gleiche geblieben: Die Familie investiert weiterhin schwergewichtig in Immobilien und Jungunternehmen. Im April verkaufte sie die Mehrheitsbeteiligung am Gesundheitsdienstleister Affidea – für 1,6 Milliarden Euro.