Minus 50 Prozent
Die Finanzboutique startete in den Bitcoin-Abschwung hinein – jetzt wird die Firma leicht umpositioniert. Neu sind auch Tracker-Produkte denkbar, die Aktien abbilden. CO₂-Neutralität soll weiterhin zentral bleiben.
6. Oktober 2022 • Beat Schmid

Anfang April ging mit Helveteq eine neue Finanzfirma an den Start. Die Firma von Roger Studer, dem ehemaligen Investmentbanking-Chef von Vontobel, und dem Ex-Börsenchef Christian Katz versteht sich unter anderem als Emittentin von “ESG-transparenten” Anlageprodukten im Bereich Kryptowährungen.

Die beiden CO₂-neutralen Produkte, die den Bitcoin- und den Ether-Kurs verfolgen, erlitten in den vergangenen Monaten Verluste. Die beiden Exchange Traded Products (ETPs) liegen mit etwa 50 Prozent im Minus. Der Preis des Bitcoin-ETP etwa fiel von 42 auf 19 Dollar.

Christian Katz, CEO von Helveteq, sagt zum Kursrückgang der beiden Produkten: “Der Markt hat insgesamt seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine nachgegeben.” Das Interesse an nachhaltigen, besicherten Anlagen sei auf Investorenseite aber weiterhin gross.

Denkbar ist ein Tracker auf Wasserkraft

Zu den verwalteten Vermögen macht er keine Angaben. Das Emissionsvolumen der Helveteq ETPs betrug je 10 Millionen Stück, wovon ein Teil schon verkauft sei, sagt Katz. Die Firma hat bisher noch keine weiteren ETPs herausgebracht.

Jetzt denkt die Boutique auch über andere Asset-Klassen nach. Helveteq sei auch aktiv an der weiteren Verbriefung von traditionellen Asset-Klassen wie Aktien über ETPs und nichtkotierten Produkten, sogenannten nETPs, sagt Katz. Diese sollen ebenfalls die neuesten ESG-Anforderungen in der Schweiz und Europa erfüllen. Tracker-Produkte, die digitale Vermögenswerte nachbilden, bleiben aber trotz der Baisse weiterhin zentral bei Helveteq, sagt Katz.

Die Verbriefungslösung von Helveteq für nachhaltig ausgerichtete Portfolios stünde im Kern der aktuellen Gespräche mit vielen Vermögensverwaltern. "Wir können uns gut vorstellen, dass das nächste Produkt direkt auf ein ESG-fokussiertes Portfolio in alternativen Energien wie zum Beispiel Wasserkraft oder einem verwandten Thema lanciert wird", sagt er. Wann Helveteq mit dem nächsten ETP-Tracker-Produkt an die Börse kommen wird, lässt Katz offen.

Für die Verbriefung von traditionellen Assets von Vermögensverwaltern und Banken hat die Firma eine ESG-Dokumentation gemäss den herrschenden Richtlinien in der EU und der Schweiz erstellt. Dies werde den steigenden Ansprüchen der Regulatoren wie etwa SFDR jetzt schon gerecht, sagt Katz.

Enge Kooperation mit der Universität Zürich

Das Unternehmen wurde von Roger Studer und Remigio Luongo gegründet. “Wir möchten den Anlegern mit der Dekarbonisierung von Krypto-Produkten einen zukunftsträchtigen Weg bieten, nachhaltig in die Blockchain-Wirtschaft zu investieren”, sagte Studer im April. Der Banker leitete während 20 Jahren das Investmentbanking der Vontobel.

Eine Spezialität von Helveteq ist der sogenannte “Crypto Goes Carbon Neutral”-Ansatz, der es erlaubt Anlegerinnen und Anlegern erlaubt, CO₂-neutral in digitale Assets wie Bitcoin, Ether, Solana und andere zu investieren. Für die Berechnung des CO₂-Fussabdrucks spannt Helveteq mit der Uni Zürich zusammen.

Thorsten Hens vom Institut für Banking und Finance hat mit zwei Forschern eine Methode entwickelt, um die Emissionen von Bitcoins und anderen Kryptowährungen zu berechnen. Auf Basis von bestehen Forschungsergebnissen konstruierte das Team ein Modell, das den gesamten Lebenszyklus eines Krypto-Assets erfassen soll.

Um das Kohlendioxid zu kompensieren, spannt Helveteq mit der Carbon Offest Platform der UNO zusammen. Die Kosten für die CO₂-Kompensation werden durch die Gebühren gedeckt. Helveteq verlangt für die heute lancierten ETP eine Fee von 1,69 Prozent.

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