Sind die Banken die grossen Loser? Nicht unbedingt
Keine Bank taucht an der Börse tiefer ab als die Credit Suisse. Doch nicht allen Geldinstituten geht es schlecht. Brillant entwickeln sich die Kantonalbanken. Das hat Gründe.
26. September 2022 • Beat Schmid

Die CS tauchte letzte Woche 18 Prozent. Die Grossbank ist zu einem Spielball der Spekulanten geworden. Täglich tauchen neue Gerüchte auf, die den Kurs noch weiter nach unten drücken. Bei vier Franken ist die CS inzwischen angelangt. Das Minus seit Anfang Jahr beträgt 54 Prozent.

Aber auch andere Banken, die weniger stark im Scheinwerferlicht der Medien stehen, durchleben schwierige Zeiten an der Börse: Bei der Bank Vontobel setzt es ein Minus von 32 Prozent seit Anfang Jahr ab. Bei Julius Bär beträgt der Jahresverlust bisher 26 Prozent. Die UBS ist mit einem Minus von 11 Prozent noch einigermassen gut bedient.

Wesentlich besser geht es den Kantonalbanken. Von denjenigen, die an der Börse gelistet sind, konnten die meisten zulegen. Eindrücklich ist das Plus der Waadtländer Kantonalbank (BCV) mit einer Steigerung von 36 Prozent. Zur Erinnerung: Der SMI verlor im gleichen Zeitraum 21 Prozent.

Auch andere Kantonalbanken legten zum Teil stark zu: Die Thurgauer KB um 12,2 Prozent. Die Kantonalbanken von Zug, Wallis, Graubünden, Bern, St. Gallen und Genf erzielten Steigerungen zwischen sechs und zehn Prozent. Einzig die Basler KB verbucht ein Minus von knapp zwei Prozent.

Was machen die Kantonalbanken besser?

Was machen die KBs besser als andere Banken? Der kumulierte Gewinn der aller 24 Kantonalbanken betrug im letzten Jahr 3,3 Milliarden Franken. Vor Einführung der Negativzinsen lag dieser Wert bei 2,5 Milliarden Franken. Sie können ihre Erträge nachhaltig steigern. Dabei zeigt sich auch: Die KBs legten vor allem im Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft (+34 %) sowie im Handelsgeschäft (+37 %) deutlich zu.

Weniger stark zugelegt hat das Zinsgeschäft. Die Einführung der Negativzinsen liess die Margen deutlich schrumpfen. Vor Einführung der Negativzinsen lag die Marge im Hypothekengeschäft bei rund 2 Prozent. Sie reduzierte sich auf etwa 1 Prozent. Jetzt steigt sie wieder deutlich an. Beim letzten Zinsschritt der Nationalbank Mitte Juni, als sie den Zins auf Minus 0,25 Prozent anhob, schnellte die Marge im Zinsgeschäft der Banken auf über 1,8 Prozent hoch.

Die Margen könnten noch weiter ansteigen. Seit letzter Woche liegt der Leitzins erstmals seit 2015 wieder im positiven Bereich. Bisher hat keine Kantonalbank angekündigt, wieder Zinsen auf den Sparguthaben zu zahlen. Bei den Hypotheken schiessen die Preise bereits wieder in die Höhe.

Es ist nicht davon auszugehen, dass die Kantonalbanken zu den ersten Instituten zählen, die auf Spargelder wieder einen Zins zahlen werden. Auch werden sie einen Abbau der Gebühren, die sie während der Negativzinsphase eingeführt haben, möglichst lange hinauszögern. Die Einnahmen aus Kommissionen und Dienstleistungen dürften somit zumindest stabil bleiben.

Deshalb wird die Erfolgsstory der staatlich kontrollierten Geldhäuser weitergehen. Die Waadtländer Kanalbankbank (BCV) wird an der Börse mit über 8,11 Milliarden Franken bewertet. Das Kursgewinnverhältnis beträgt 22. Zum Vergleich: Der Börsenwert der Credit Suisse beträgt aktuell 10,78 Milliarden Franken.

Die BCV ist die zweitgrösste KB hinter der Zürcher Kantonalbank, die mehr als doppelt so hohe Gewinne generiert. Wäre diese an der Börse kotiert, wäre die sie deutlich mehr Wert als die Credit Suisse. Nimmt man das gleiche Kursgewinnverhältnis von 22, käme die ZKB auf einen Börsenwert von 20 Milliarden Franken.