Aktivist und Ankeraktionär
Der Zementunternehmer will mit einem neuen Fonds bei einem halben Dutzend Unternehmen Einfluss nehmen. Vorbild ist ein aktivistischer Fonds aus Schweden.
29. August 2022 • Beat Schmid

Der 76-jährige Unternehmer Thomas Schmidheiny ordnet sein Vermögen neu. Der Holcim-Grossaktionär (8,4 Prozent) baut mit Mitarbeitern aus dem Umfeld seines Family Office einen neuen Fonds auf, der im Endausbau Vermögen von 3 bis 3,5 Milliarden Franken umfassen soll. Von Schmidheiny selbst soll insgesamt eine Milliarde in den “Spectrum Entrepreneurial Ownership Fund” fliessen, wie das Vehikel heisst.

Es sind auch private Gründe, die Schmidheiny dazu gebracht haben, einen beträchtlichen Teil seines Vermögens in den Fonds einzubringen, heisst es aus dem Umfeld des Unternehmers. Keines seiner vier Kinder ist in der Welt der Grosskonzerne zu Hause und könnte oder wollte eine aktive Rolle im Verwaltungsrat eines Milliardenkonzerns übernehmen. Der Fonds soll helfen, das aufgebaute Familienvermögen – es beträgt rund 3,5 Milliarden Franken – für die nächsten Generationen zu sichern.

Die Idee ist es, mit dem Geld wenige, dafür respektable Beteiligungen von maximal 20 Prozent an mittelgrossen börsenkotierten Firmen aufzubauen. Der Fonds peilt sechs bis acht Beteiligungen bei Unternehmen an, die in der Schweiz, Deutschland oder Skandinavien gelistet sind. Das Investmentvehikel will bei den Unternehmen eine aktive Rolle einnehmen und ein bis zwei Vertreter in den Verwaltungsrat delegieren können. Gegenüber der “Bilanz” sagte Schmidheiny: “Ich freue mich, wenn ich dazu beitragen kann, dass Gesellschaften engagierte Ankeraktionäre haben.”

Eine kleine Cevian aus der Schweiz

Schmidheiny selbst hält sich operativ zurück. Managing Partner ist Ilias Läber, der bis vor Kurzem bei Cevian war. Mit Fabian Rauch und Lukas Abegg sind zwei weitere Partner an Bord, die ihr Geschäft bei Cevian gelernt haben. Als Senior Advisor dabei ist Dieter Spälti, der bis diesen Frühling im Verwaltungsrat von Holcim sass und dort die Interessen von Schmidheiny vertrat.

In der Vergangenheit hat Cevian, die über 10 Milliarden Euro verwaltet, mit ihren Beteiligungen zum Teil für ziemlichen Wirbel gesorgt. So drückte der schwedische Investor beim Logistikunternehmen Panalpina gegen den Widerstand der Göhner Stiftung eine Fusion mit dem dänischen Konkurrenten DSV durch. Die Fetzen flogen auch bei ABB, als Cevian die Abspaltung des Netzgeschäfts vorantrieb, wogegen sich der damalige CEO Ulrich Spiesshofer heftig wehrte. Dieser unterlag und musste gehen.

Erste Investments bis Ende Jahr

Wird der “Spectrum Entrepreneurial Ownership Fund” ebenfalls so aggressiv einfahren? Spätestens beim ersten Investment wird man sehen, welchen Stil der Fonds pflegen wird. Die Suche nach Übernahmezielen ist bereits angelaufen, die ersten 80 Millionen sind einbezahlt. Bis Ende Jahr stellt Schmidheiny weitere 120 Millionen zur Verfügung. Bis dann sollen die ersten ein bis zwei Investments stattfinden.

“Ich begrüsse Anlagekonzepte, in denen Aktionäre als Mit-Besitzer von Unternehmen auftreten und Verantwortung übernehmen”, sagt Schmidheiny dazu. Am “Spectrum Entrepreneurial Ownership Fund” sollen sich auch andere Investoren wie Stiftungen, Family Offices und Pensionskassen beteiligen können.

Das Beteiligungsvehikel soll als Gegenpol zu ETFs im Markt positioniert werden. Ein Problem von vielen Unternehmen sei, dass sie nur noch passive Investoren haben, sagt ein Beteiligter zu Tippinpoint. Doch grosse passive Fonds können nicht die entscheidenden Impulse geben, um unternehmerisch wichtige Weichenstellungen vorzunehmen.