Transparenzstudie
Nur etwas mehr als 10 Prozent der Schweizer Banken unterstützen die Net-Zero-Banking-Alliance. Grosser Nachholbedarf haben kleine Finanzinstitute.
25. August 2022 • red.

In 28 Jahren soll die Schweiz ihre Treibhausgasemissionen auf Netto-Null herunterbringen. Alle Sektoren der Wirtschaft sind gefordert, ihren Beitrag für das Ziel Netto-Null bis 2050 zu leisten. So will es der Bund.

Der Schweizer Finanzplatz sieht sich bei der Reduktion von Klimaemissionen gerne in einer Vorreiterrolle. Jetzt zeigt eine neue Studie ein durchzogenes Bild. Die Transparenzstudie über den Stand der Selbstverpflichtung wurde gemeinsam von der Bankiervereinigung, der Asset Management Association Switzerland (AMAS), dem Versicherungsverbands (SVV), Swiss Sustainable Finance sowie PWC durchgeführt.

Die wichtigsten Erkenntnisse:

Banken: Von insgesamt 211 befragten Banken (Raiffeisen als Nicht-Mitglied wurde nicht befragt) sind lediglich 24 Mitglied der Net-Zero Banking Alliance (NZBA) oder einer ähnlichen Initiative. 184 Banken oder fast 90 Prozent sind es nicht. Schaut man auf die kumulierte Bilanzsumme, sieht es besser aus: Insgesamt sind 62 Prozent oder 2169 Milliarden Franken an eine Net-Zero-Allianz wie NZBA gebunden. 1354 Milliarden sind es nicht.

Asset Management: 62 Prozent der verwalteten Vermögen (Assets under Management) der AMAS-Mitglieder sind an die Initiative Net Zero Asset Managers (NZAM) gebunden. Das bedeutet, dass in diesem Umfang die von Banken und Asset-Managern verwalteten Vermögen auf das Netto-Null-Ziel ausgerichtet sind. Schaut man auf die Institute, zeigt sich auch hier, dass nur eine Minderheit (knapp 30 Prozent) Mitglieder einer Allianz sind.

Versicherungen: Noch tiefer sind die Werte bei den Versicherungen. Von den SVV-Mitgliedern fallen 44 Prozent der Investitionen unter die Net-Zero Asset Owner Alliance (NZAOA) sowie 48 Prozent des Prämienvolumens unter die Net-Zero Insurance Alliance (NZIA). Nur 15 Versicherungen von total 69 sind Mitglied der für Versicherungen relevanten NZAOA.

Fazit

Wie die vier Verbände in einer gemeinsamen Mitteilung schreiben, sei der “Weg zum Ziel noch lang”. Zugleich zeige sich aber auch, dass der Anteil der auf das Netto-Null-Ziel verpflichteten Finanzierungslösungen, Assets und Versicherungsprämien zunehme.

Bemerkenswert sei, dass sich verhältnismässig mehr grössere Institute Netto-Null-Allianzen angeschlossen haben als kleinere, heisst es in der Studie. Die Autoren begründen dies mit der für die Umsetzung von Netto-Null-Strategien erforderlichen Anstrengungen und den damit verbundenen Unsicherheiten, die insbesondere für kleinere Institute relativ grössere Hürden darstellen.

Kleinere Akteure werden ihre Wege erst entwickeln müssen, heisst es weiter, da sie nicht über die Ressourcen der grösseren Akteure verfügen, um Net-Zero-Pläne zu entwickeln. Die Studienautoren gehen davon aus, dass sich kleinere Unternehmen zu einem späteren Zeitpunkt stärker engagieren und einen "pragmatischeren Ansatz" verfolgen werden. Die Transparenzstudie der vier Branchenverbände soll künftig jedes Jahr durchgeführt werden.