Gurit
Das riesige Förderprogramm für grüne Energien beflügelt europäische Hersteller. Auch die Schweizer Gurit geht gerade durch die Decke.
11. August 2022 • Beat Schmid

Erneuerbare Energien erleben einen verspäteten Frühling. Angetrieben werden die Aktien massgeblich von dem 369-Milliarden-Paket, das Joe Biden diese Woche durch den Senat brachte. Die Milliardenspritze beflügelt Hersteller von Windturbinen wie den dänischen Marktführer Vestas oder die Schweizer Rotorblätter-Spezialistin Gurit. Die Aktien von Gurit schossen gestern über 5 Prozent in die Höhe. Die Papiere von Vestas kletterten gar um 8,8 Prozent.

Das neue Subventionspaket für erneuerbare Energien dürfte die Aussichten für die unter Druck stehende Windindustrie aufhellen. Das Biden-Paket sei "ausserordentlich wichtig", sagte Henrik Andersen, der Chef des weltweit grössten Turbinenherstellers zur FT. Vestas ist einer der wichtigsten Abnehmer von Gurit, die unter anderem Speziallösungen für die Herstellung riesiger Rotorblätter verkauft.

Lange wurde befürchtet, dass die USA ihre Produktionssteuergutschriften (PTC) auslaufen lassen könnten, was im vergangenen Jahr für grosse Unsicherheiten geführt hatte. Das neue Klimagesetz sollte diese Sorgen zerstreuen. Andersen glaubt, dass der Entscheid Klarheit schaffen werde, was die erneuerbaren Energien in den USA für das “nächste Jahrzehnt” beschleunigen könnte. Neben Wind könnten auch Solar-Hersteller, Power-to-X-Technologien und Wasserstoff profitieren.

Schwieriges Jahr für die Windkraft

Der US-Senat hat am vergangenen Sonntag Joe Bidens wichtigstes Wirtschaftspaket verabschiedet, das auch die Förderung von Technologien für erneuerbare Energien beinhaltet. Das Gesetz muss noch das Repräsentantenhaus passieren und vom Präsidenten unterzeichnet werden, bevor es in Kraft tritt.

Windkraftbranche hat ein schwieriges Jahr hinter sich. Besonders nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine konzentrierten sich westliche Regierungen vor allem auf den Ersatz von russischem Gas und Öl. Erneuerbare Energien mussten hintenanstehen.

Vestas meldete am Dienstag Ergebnisse für das zweite Quartal, die mit einem bereinigten operativen Verlust von 182 Millionen Euro hinter den Erwartungen der Analysten zurückblieben, die im Durchschnitt mit einem Defizit von 143 Millionen Euro gerechnet hatten.

Bei Gurit gibt es einen Gewinn

Gurit wird ihre Zahlen nächste Woche veröffentlichen. Analysten gehen von einem Gewinn aus. Auch profitieren vom Konjunkturpaket könnte Meyer Burger. Allerdings reagierten die Aktien noch nicht auf den Milliarden-Deal. Der Hersteller von Solarzellen und Solarmodulen wird ebenfalls seine Zahlen nächste Woche veröffentlichen. Es wird ein Verlust erwartet.

Das Milliardenprogramm wischt nicht alle Probleme weg. Wie viele andere Branchen auch haben Windturbinenhersteller mit steigenden Materialkosten zu kämpfen. Die dänische Vestas schaffte es, die Preise an die Kunden weiterzugeben. Sie befinden sich nun auf dem höchsten Stand seit 19 Jahren.

Analysten schätzen die mittel- und langfristigen Folgen des Konjunkturpakets unterschiedlich ein. Martin Wilkie, Analyst bei Citi, glaubt, dass die neue PTC-Regelung den Turbinenherstellern eine noch “nie dagewesene Sichtbarkeit” verschaffe, da es für neue Projekte bis mindestens 2032 zur Verfügung stehe. Er rechnet mit einer deutlichen Anhebung der Umsatzprognosen für die Jahre ab 2024. Andere Beobachter sprechen von einem kurzfristigen Hype.