Machtverlust für den Überflieger
Der aufstrebende Banker ist neu alleiniger Chef des Globalen Wealth Managements – und gleichzeitig auch Europachef. Dieses Amt dürfte er aber schon bald los sein.
20. Juli 2022 • Beat Schmid

Als neuer Gesamtverantwortlicher des Global Wealth Managements hat Iqbal Kahn ein Riesenreich bekommen. Er ist alleiniger Chef einer Abteilung, die 9000 Kundenberater beschäftigt und 20 Milliarden Dollar umsetzt. Kahn leitet die grösste Geldmaschine innerhalb der Bank, die fast fünf Milliarden Vorsteuergewinn in die Kassen spült. Manche Kommentatoren sehen in dem 46-Jährigen bereits den Kronprinzen, der schon bald CEO Ralph Hamers vom Thron stossen könnte.

Fast vergessen ging dabei: Iqbal Khan ist auch Chef der Region Europa, Nahost und Afrika (EMEA). Khan übernahm diese Rolle im April 2021 von Sabine Keller-Busse, die wiederum von 2019 bis 2021 die Region leitete. Sie gab die Rolle ab, als sie Chefin der Region Schweiz und Bereichs Personal & Corporate Banking wurde. Gemäss Informationen von Tippinpoint wird Khan das Amt des EMEA-Chefs aber schon bald abgeben. Bank-intern läuft die Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger.

Es wäre übertrieben zu behaupten, die EMEA-Region hätte einen besonders glamourösen Status. So schreibt CEO Hamers im Aktionärsbrief des aktuellen Geschäftsberichts, dass gemäss seiner Einschätzung in den USA und im asiatisch-pazifischen Raum künftig am meisten neues Vermögen geschaffen werde. Entsprechend gelten diese Regionen für die Bank als “wichtige Wachstumsmärkte, in denen wir bevorzugt investieren werden”.

Die EMEA-Region hat ein Kostenproblem

EMEA sei nach wie vor eine “Kernregion”, die für die globale Präsenz wichtig sei. Man wolle die Rentabilität verbessern und gezielt wachsen. Tatsächlich beschäftigt die UBS in Europa, Nahost und Afrika rund 14'000 Personen oder 20 Prozent der Belegschaft. Die Region erzielt im Wealth Management Erträge von fast vier Milliarden Dollar. Die Cost-Income-Ratio ist hingegen mit 80 Prozent fast so hoch wie in den USA. Europa ist historisch mit vielen Rechtsproblemen belastet. Immer noch ungelöst ist der Steuerfall in Frankreich.

Wer die EMEA-Region übernehmen wird, ist noch offen. Es könne jemand aus dem Business sein, aber auch die Chefinnen oder Chefs der Finanz-, Risiko- oder Rechtsabteilungen kämen infrage, heisst es. Eine zunehmend wichtige Aufgabe der Länderchefs ist es, mit den jeweiligen Regulatoren einen guten Austausch zu pflegen.

Nicht immer fristete die Region ein Mauerblümchendasein. Als Sergio Ermotti 2011 zur UBS kam, war er zunächst EMEA-Chef. Kaum jemand nahm damals Notiz von dieser Verpflichtung. Nach wenigen Monaten wurde er in den Wirren des Adoboli-Skandals zum CEO der Bank gewählt und blieb es für viele Jahre.

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