Neues Imageproblem
Die Schweizer Grossbank wird von FCA auf eine Beobachtungsliste gesetzt. Für CEO Thomas Gottstein ist das ein erneuter Tiefschlag.
13. Juni 2022 • red.

Die britische Finanzaufsicht hat die Credit Suisse auf ihre Beobachtungsliste gesetzt. Die Financial Conduct Authority (FCA) teilte der Grossbank Mitte Mai mit, dass sie diesen Schritt unternimmt, weil sie nicht überzeugt ist, dass die Bankführung genug getan hat, um ihre Unternehmenskultur, Governance und Risikokontrollen zu verbessern.

In dem Schreiben, das der Financial Times (Artikel bezahlpflichtig) vorliegt, forderte die Aufsichtsbehörde die Geschäftsleitung der Bank auf, über die Schritte zur Verhinderung von Fehlverhalten und zur Verbesserung der Risikokultur Rechenschaft abzulegen. Die FCA forderte die Bank zudem auf, die "anhaltenden" kulturellen Probleme anzugehen. Die bisherigen Bemühungen überzeugen die Beamten offenbar nicht.

Wenn ein Finanzinstitut auf die britische Beobachtungsliste kommt, ist das ein schlechtes Zeichen. Die FCA hat dann offenbar ernsthafte Bedenken über die Governance eines Unternehmens. Von rund 60’000 beaufsichtigen Instituten befinden sich jeweils nur etwa 20 auf der Liste. Darauf befinden sich gescheiterte Firmen wie ein Peer-to-Peer-Kreditgeber oder ein Subprime-Kreditvermittler.

Die Credit Suisse wird nun von einem FCA-Aufsichtsbeauftragen genau beobachtet und muss regelmässig über Fortschritte informieren. Die Massnahme der Briten wurde offenbar mit der Schweizer Finanzmarktaufsicht koordiniert. Konkret ist der Geschäftsbereich Credit Suisse International betroffen, der in den Einflussbereich der FCA fällt. Diese Einheit wurde Finanzchef David Mathers geleitet. Er hat vor ein paar Monaten seinen Rücktritt bekannt gegeben. Laut FT steht sein Ausscheiden aber nicht in Zusammenhang mit FCA-Massnahme.

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